Navigation überspringen
id="trbo-above-first-editorial"

MEDIALE JUGENDKULTUR

Veröffentlicht am 30.03.2009

Das Modell: Medien im Unterricht

Haben Zeichentrickfilme, Computerspiele, "Bravo"-Zeitschriften, Handys und TV-Soaps im Schulunterricht etwas zu suchen? Wie können Lehrer an Medieninteressen und Medienerfahrungen von Jugendlichen pädagogisch sinnvoll anknüpfen? Antworten auf diese Fragen liefert ein Buch, das soeben im Beltz-Verlag in der Edition der Stiftung Ravensburger Verlag erschienen ist. Es ist die fünfte Publikation im Rahmen des Forschungsprojekts "Ravensburger Jugend-Medienstudien". "Jugend – Werte – Medien: Das Modell" schließt an die empirischen Ergebnisse der Studien an und bietet Lehrern und Studierenden Beispiele, Strategien und Arbeitsmaterial für einen Schulunterricht auf der Basis jugendlicher Medienvorlieben.

Die Welt der PISA-Kinder ernst nehmen

"Jugendliche Lebenswelten sind nicht etwa medial gefährdet, sondern medial geprägt." Mit diesem Schlüsselsatz leiten die Ludwigsburger Wissenschaftler Professorin Dr. Gudrun Marci-Boehncke (Deutsche Literaturwissenschaft /Didaktik) und Professor Dr. Matthias Rath (Philosophie /Medienethik) ihr Buch ein. Sie beziehen sich damit kritisch auf eine vorherrschende Praxis von Medienpädagogen, die Medien als "sozialpädagogischen Zugang zur Klientel" verstünden und "nicht als eine der aktuellen Wirklichkeit von Kindern geschuldete erzieherische Aufgabe".

Was Jugendliche gerne tun

Ziel des Forscherteams war es, die Medienvorlieben von Kindern und Jugendlichen zu analysieren (vgl. die empirischen Ergebnisse im bereits veröffentlichten Band "Die Studie"), damit auch die Medienkompetenz der "PISA-Kinder" anzuerkennen und zur Entwicklung von Unterrichtsmethoden zu nutzen. Die allgemein beunruhigenden Ergebnisse des internationalen PISA-Vergleichs hätten häufig ihren Fokus auf die Lesekompetenz von 15jährigen gerichtet, dabei andere mediale Fähigkeiten aber vernachlässigt, wodurch die so genannte "Risikogruppe" eben nicht näher betrachtet werde.

Nicht-Leser sind anders schlau

Ein Fazit der empirischen Untersuchung – Voraussetzung für "Das Modell" – lautet deshalb für Marci-Boehncke und Rath: "Durch ihre breite Medienrezeption bilden die Jugendlichen Kompetenzen aus, die allen Medienhorrorszenarien zum Trotz, für das Leben in einer Mediengesellschaft von Bedeutung sind. Paralleles Medienhandeln, Schnelligkeit, vernetztes Denken, Selbstlernkompetenzen und eine gute Orientierung in so genannten Hypertext-Strukturen zeichnen viele Mediennutzer aus."

Computerspiele in der Schule?!

Indem die Wissenschaftler die Lieblingsmedien herausfanden, bei denen die Jugendlichen sich jeweils als "Experten" fühlen – Musik, Soap, Film, Internet, Handy, Buch, Zeitschrift, Comic, Zeichentrick, Computer, feste und tragbare Spielkonsolen, Wii –, konnten sie Verfahren für medienerzieherischen und medienethischen Unterricht entwickeln. Wie bisher im Umgang mit Lektüren können Lehrer ihre Schüler mit Hilfe der vertrauten Medien aus der eigenen Lebenswelt besser mit wertorientierten Themen konfrontieren. Nutzbar ist dieses Methodenwissen nicht nur im Deutschunterricht, sondern auch in Fächern wie Ethik, Religion, Gesellschaftslehre, Politik, Geschichte, Wirtschaft, Kunst und Sprachen.

Buchtitel

Gudrun Marci-Boehncke/ Matthias Rath (Hrsg.): Jugend – Werte – Medien: Das Modell.
Beltz Pädagogik (Stiftung Ravensburger Verlag) 2009, 207 Seiten. Preis 29,95 €


Bisher erschienen
Gudrun Marci-Boehncke / Matthias Rath (Hrsg.): Jugend – Werte – Medien: Die Studie.
Beltz Pädagogik (Stiftung Ravensburger Verlag) 2007, 256 Seiten. Preis 26,90 €

Gudrun Marci-Boehncke / Matthias Rath: Medienkompetenz für Erzieherinnen. Ein Handbuch für die moderne Medienpraxis in der frühen Bildung. Unterstützt von der Stiftung Ravensburger Verlag.
Kopaed Verlag München 2007, 171 Seiten. Preis 15,00 €

Gudrun Marci-Boehncke / Matthias Rath (Hrsg.): Jugend – Werte – Medien: Der Diskurs.
Beltz Pädagogik (Stiftung Ravensburger Verlag) 2006, 199 Seiten. Preis 26,90 €

Dietrich Kerlen: Jugend und Medien in Deutschland – eine kulturhistorische Studie.
Hrsg. v. Matthias Rath und Gudrun Marci-Boehncke.
Beltz Pädagogik (Stiftung Ravensburger Verlag) 2005, 205 Seiten, Preis 34,90 €
id="trbo-below-fragment-0"