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STIFTUNG FÖRDERT NEUES FORSCHUNGSPROJEKT

Veröffentlicht am 28.02.2008

Stiftung vergibt 225.000 € für bundesweites religionspädagogisches Forschungsprojekt

Mit 225.000 € fördert die Stiftung Ravensburger Verlag einen bundesweiten religionspädagogischen Forschungsauftrag der Universität Tübingen . Die Wissenschaftler wollen in einer empirischen Studie interkulturelle und interreligiöse Verständigungsmöglichkeiten in deutschen Kindertagesstätten quantitativ und qualitativ untersuchen. Es ist das erste Forschungsprojekt dieser Art an einer deutschen Universität. Eine Pilotstudie, die ebenfalls von der Stiftung mitinitiiert und allein finanziert worden war, hatte bereits überraschende Ergebnisse in Kitas der Ballungsgebiete erbracht.

Bildungspolitische Fragestellung

"Das alltägliche Zusammenleben in den konfessionellen und den kommunalen Kitas ist derzeit von großer Unsicherheit geprägt: Was wird gegessen – Wurstbrot ja oder nein? Wie wird gefeiert – St. Martin oder Fastenbrechen? Welche Rituale werden gelebt, welche nicht? Welche Eltern beschweren sich bei den Erzieherinnen worüber? Welche Fragen stellen die Kinder selbst?" Der katholische Religionspädagoge Professor Dr. Albert Biesinger, der zusammen mit seinem evangelischen Kollegen Professor Dr. Friedrich Schweitzer das Projekt leitet, bringt die Problematik auf den Punkt: "Eine der grundlegenden bildungspolitischen Fragen besteht darin, in welcher Qualität Kinder religiöse Orientierung und interkulturelle Verständigung lernen können."

Situation in Kitas bislang nicht erforscht

Der Ansatz dieser empirischen Analyse gilt als neu: Selbst in jüngsten pädagogischen Untersuchungen und staatlichen Erhebungen zur Qualität von Kindertagesstätten waren religiöse Aspekte bislang vernachlässigt worden. Die meisten Bildungs- und Orientierungspläne der Bundesländer nennen aber eine Werteorientierung oder eine kulturell-religiöse Erziehung für Kinder im Vorschulalter als Aufgabe. Allerdings gibt es "aktuellen Handlungsbedarf" in der Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen zu diesem Thema. Professor Schweitzer: "Eine vertiefte und repräsentative Untersuchung zu interkultureller, religiöser und interreligiöser Bildung in Kindertagesstätten ist überfällig! Die ersten Ergebnisse unserer Pilotstudie zeigten alarmierende Tendenzen auf."

Erste Ergebnisse

Die Befunde der Pilotstudie waren in 364 Kitas der Städte Berlin, Hamburg, Frankfurt, Mannheim, Ludwigshafen, Stuttgart, Aachen und Dresden erhoben worden. Die Daten sind aussagekräftig, aber noch nicht repräsentativ. Ein Beispiel: 55 % der Kinder in katholischen und evangelischen Kindergärten sind getauft. 17,9 % kommen aus muslimischen Familien, und jedes fünfte Kita-Kind (19,7 %) wächst ohne Religionsbekenntnis auf. Zunehmend feiern kommunale Einrichtungen auch religiöse Feste wie den christlichen St. Martinstag oder das islamische Fastenbrechen.

Religiöse Bildung bietet frühe Integrationschance

"Die Kindertagesstätte bietet die früheste Chance zur Integration, weil sich dort erstmals in ihrem Leben Kinder aus christlichen, muslimischen und konfessionslosen Familien treffen", erklärte Stiftungsvorsitzende Dorothee Hess-Maier. Die Stiftung Ravensburger Verlag wolle mit dem Engagement für dieses Forschungsvorhaben "Impulse in die Bildungslandschaft" geben, um frühe Integrationschancen zu ermöglichen.

Erziehung zu politischer Mündigkeit

"Religiöse Begleitung ist für eine klare Werteorientierung unabdingbar. Kinder sollten die Verschiedenheit und die Gemeinsamkeit der Religionen erleben und erkennen, um Respekt füreinander zu entwickeln. Das verstehen wir durchaus als Erziehung zur Integration und politischen Mündigkeit, damit sie später nicht fundamentalistischen Verführern verfallen." Die Stiftung Ravensburger Verlag fördert Bildungsprojekte, derzeit mit dem Schwerpunkt Frühförderung, um Themen anzuregen und Innovationen anzustoßen, die gesellschaftlich noch nicht genügend im Blick sind.

Erzieherinnen-Kongress am 1. Oktober

Erzieherinnen sind häufig gar nicht oder wenig auf die kulturelle Mischung und generell auf religiöse Fragen der Kinder vorbereitet. Die Stiftung Ravensburger Verlag unterstützt aus diesem Grund einen Erzieherinnen-Kongress zum Thema "Mein Gott, Dein Gott – Kein Gott?", der am 1. Oktober 2008 in Frankfurt stattfinden wird (Ausgezeichnet als "Ausgewählter Ort 2008" der Initiative "Deutschland – Land der Ideen"). Organisiert wird der Kongress von den Bundesverbänden KTK und BETA (Träger katholischer und evangelischer Kindertagesstätten) unter Beteiligung von christlicher, muslimischer und jüdischer Seite. Aus einem wissenschaftliches Symposion im Jahr 2007 zum Abschluss des Pilotprojektes, an dem rund 100 Fachleute aus Forschung, Politik, Kirchen und Kommunen, Bildung und Erziehung teilgenommen hatten, ging eine Buchpublikation hervor, die soeben im Beltz-Verlag erschienen ist (siehe unten).

Buchtitel

Friedrich Schweitzer / Albert Biesinger / Anke Edelbrock (Hrsg.):
Mein Gott – Dein Gott. Interkulturelle und interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten.
Beltz Pädagogik (Stiftung Ravensburger Verlag) 2008. Preis 26,90 €
Biesinger / Kerner / Klosinski / Schweitzer (Hrsg.):
Brauchen Kinder Religion? Neue Erkenntnisse – Praktische Perspektiven.
Beltz Pädagogik (Stiftung Ravensburger Verlag) 2005. Preis 26,90 €
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