Navigation überspringen
id="trbo-above-first-editorial"

WAS JUNGE GEFLÜCHTETE IN JUGENDTREFFS VORFINDEN (WOLLEN): NORMALITÄT STATT FLUCHT

Veröffentlicht am 05.03.2018

Jugendliche und junge Erwachsene, die aus Krisengebieten nach Deutschland geflüchtet sind, wollen in Jugendzentren und anderen Angeboten der Jugendarbeit nicht als "Opfer" in die Kategorie Flucht eingeordnet werden. 16- bis 22-jährige Geflüchtete formulieren "normale" Ansprüche an Jugendhäuser: Freundschaften schließen, Fußball, Basketball oder Billard spielen, Spaß haben, Ablenkung von Langeweile – aber auch die deutsche Sprache trainieren und potenzielle Hilfe für Behördenkontakte finden.

Erste Ergebnisse einer Pilotstudie der Uni Siegen für die Jugendarbeit

Dies ist ein erstes Ergebnis einer systematischen Untersuchung der Lebenswelt junger Geflüchteter unter Leitung des Erziehungswissenschaftlers Professor Dr. Thomas Coelen an der Universität Siegen. Bislang gibt es nur sehr wenige empirische Studien zur Lebenswelt junger Geflüchteter.

Stiftung Ravensburger Verlag finanziert Forschungsprojekt

Wie nutzen Minderjährige und junge Erwachsene mit einer Fluchtgeschichte die Angebote der Offenen Jugendarbeit? Wie nehmen sie diese wahr, und welche Sicht haben (sozial-)pädagogische Fachkräfte auf die Situation der Geflüchteten? Mit Förderung der Stiftung Ravensburger Verlag geht das Siegener Forschungsteam aus Erziehungswissenschaftler/innen im Fachgebiet Jugendbildung, Sozialisations- und Lebenslaufforschung diesen und weiteren Fragen im Umfeld der Flüchtlingsthematik nach.

Die Ergebnisse der auf zwei Jahre (bis Ende 2018) angelegten qualitativen Pilotstudie mit problemzentrierten Interviews in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sollen dem Forschungsdialog dienen und Handlungsorientierung für die praktische Jugendarbeit bieten. Die bislang interviewten Jugendlichen wurden teils mehrfach interviewt (qualitative Erhebung), ebenso Fachkräfte der Jugendarbeit (repräsentative Erhebung).

Mitmachen: Spaß haben, Freunde finden, Sport treiben

Diejenigen Jugendlichen mit Fluchtgeschichte, die aus eigenem Antrieb regelmäßig Jugendtreffs aufsuchen, hatten von den Angeboten meist durch Freunde oder Gleichaltrige, Jugend- oder Sozialarbeiter erfahren. Sie reagierten positiv auf Sportangebote wie Fußball, Basketball, Volleyball, Tennis und Badminton. Sie wollten "mitmachen", "Spaß haben" und erhofften sich Ausflüge und ähnliche Aktivitäten. Eine wichtige Motivation lautet "Freunde finden", eine andere, der Langeweile (v. a. an ländlichen Wohnorten) zu entkommen.

Zugleich erhoffen sie sich bei Bedarf von Jugendarbeitern konkrete Hilfe bei Behördenkontakten bzw. empfinden eine potenziell vorhandene Unterstützung "wenn ich sie brauche") als vorteilhaft und beruhigend. Ebenso möchten sie ihre Deutschkenntnisse in Gesprächen verbessern ("man kann nicht nur mit einem Buch lernen"). Bemerkenswert ist, dass einige Jugendliche während des Aufenthalts im Jugendtreff die Aufgabe übernehmen, selbst andere geflüchtete Jugendliche durch Dolmetschen deutscher Aussagen in ihre Muttersprache und umgekehrt zu unterstützen.

Wissenschaftliche Abschlusstagung im November 2018 in Frankfurt

Im aktuellen Fokus des Forschungsprojekts stehen Interviews mit weiteren Jugendlichen. Darunter befinden sich auch junge Geflüchtete, die eine negative Einstellung zu Jugendtreffs haben und Angebote der Jugendarbeit nicht annehmen. Über dieses und weitere Ergebnisse des Forschungsprojekts informiert eine wissenschaftliche Abschlusstagung im November in Frankfurt.
id="trbo-below-fragment-0"