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PREISVERLEIHUNGEN FÜR LEUCHTTURM- UND BUCHPREIS 2013 IN BERLIN

Veröffentlicht am 18.11.2013

Leuchtturm-Preis und Buchpreis 2013 in Berlin feierlich verliehen

InteGREATerin: Medizinstudentin baut Bildungsbrücken für Migrantenkinder

Brückenbauerin, Multiplikatorin, Vorbild in der Bildungsintegration. Mit solch anerkennenden Attributen wurde die Marburger Medizinstudentin Ümmühan Ciftci (24) in Berlin gewürdigt. Anlass waren die Verleihungen der Jahrespreise 2013 der Stiftung Ravensburger Verlag in der Landesvertretung Baden-Württemberg.
An diesem Abend wurde nicht nur der mit 8.000 Euro dotierte Leuchtturm-Preis 2013 der Stiftung an Ciftci und den von ihr gegründeten Verein InteGREATer verliehen. Den Buchpreis 2013 der Stiftung, der mit 12.000 Euro versehen ist, nahm die Wiener Schriftstellerin Doris Knecht (47) für ihren Familienroman "Besser" entgegen.
Wir brauchen faire und gute Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen in unserem Land. Das ehrenamtliche Engagement, vor allem Elternarbeit, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Ümmühan Cifti zeigt als Brückenbauerin und Multiplikatorin mit ihrem Verein eindrucksvoll, wie Integration durch Bildung gelingt, sagte der Berliner Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu (Bündnis 90/Die Grünen) in seiner Laudatio auf die Leuchtturm-Preisträgerin.

Leuchtturm-Preis für Marburger Medizinstudentin

Mit dem Leuchtturm-Preis der Stiftung Ravensburger Verlag werden Projekte, Personen, Einrichtungen ausgezeichnet, die sich besonders für familiäre oder institutionelle Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt haben. Der Preis wird nicht öffentlich ausgeschrieben. Die Preisträgerin 2013, die Marburger Medizinstudentin Ümmühan Ciftci, gründete den Verein "InteGREATer", in dem junge Menschen mit Migrationshintergrund in Schulen, Jugendtreffs, Mütter- und Kulturzentren vor Jugendlichen und Eltern ihre eigene Erfolgsgeschichte erzählen und Mut zu höherer Bildung machen.

Stiftungsvorsitzende Dorothee Hess-Maier erklärte zur Auswahl der Preisträgerin 2013:

"Die Studentin Ümmühan Ciftci geht mit gutem Beispiel voran, indem sie ihre eigene Bildungsgeschichte an Schüler, Schulabsolventen und Eltern mit Migrationshintergrund weitergibt. Es gelang ihr damit, bis heute etwa 150 Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund aus mehr als 35 Nationen zu finden, die sich in unserem Bildungssystem durchgesetzt haben und sich nun als Erwachsene dafür engagieren, Jüngere zu motivieren und ihnen Hoffnung zu geben. Die Studentin handelt selbst als "Leuchtturm". Ihr Engagement, dem sich überregional immer mehr "InteGREATer" anschließen, ist vorbildlich im wörtlichen Sinne."

Mauernde Lehrer: Keine Gymnasialempfehlung trotz guter Noten

Als Kind türkischer Eltern, mit vier weiteren Geschwistern, war die Preisträgerin am Ende der Grundschulzeit in Kassel von der Lehrerin nicht für den Gymnasialzweig empfohlen worden, obwohl sie gute Noten vorweisen konnte. Dieses Schlüsselerlebnis veranlasste die Abiturientin, nach der mit ausgezeichneten Noten absolvierten Reifeprüfung in ihre alte Schule zurückzukehren, um der Lehrerin ihr Abschlusszeugnis zu zeigen. Gemeinsam mit Freunden überzeugte sie den Schulleiter, eine Informationsveranstaltung für Eltern und Kinder mit Migrationshintergrund zu erlauben. "Der Rektor lernte dabei Väter und Mütter kennen, die er noch nie in der Schule angetroffen hatte. Noch dazu beteiligten sich diese rege mit Fragen und Diskussionsbeiträgen." Die Eltern der Preisträgerin ermöglichten ihren fünf Kindern mit großen Anstrengungen einen Abiturabschluss und ein Studium.

Buchpreis Familienroman für Schriftstellerin Doris Knecht

Der ebenfalls jährlich verliehene Buchpreis der Stiftung Ravensburger Verlag ehrt einen Autor oder eine Autorin einer deutschsprachigen Publikation erzählender Prosa (Roman, Erzählung, Anthologie), "der mit literarischen Stilmitteln ein zeitgenössisches Bild der Familie zeichnet". Der mit 12.000 Euro dotierte Buchpreis 2013 wurde der Wiener Schriftstellerin Doris Knecht für ihren Familienroman "Besser" verliehen.
In seiner Laudatio würdigte Dr. Uwe Wittstock, Literaturchef des Nachrichtenmagazins FOCUS, die besondere literarische Leistung der Autorin:
"Doris Knecht spürt mit ihrem prüfenden Blick ins Seelenleben heutiger Familien eine spezifische Gefahr auf, die in anderen Epochen vielleicht schwer vorstellbar gewesen wäre. Der Heldin ihres Romans fehlt etwas, das heute wie eine Kardinaltugend ungeniert eingefordert wird: sie ist nicht authentisch, nie ganz und gar sie selbst. Im Laufe der Handlung begreift sie, wie widerstandsfähig, wie belastbar und tolerant das Lebenskonzept Familie sein kann. Doris Knechts Familienroman zeigt uns, dass Familie nichts Perfektes sein muss, dass Familienmitglieder nicht authentisch oder fehlerlos sein müssen – und eine Familie dennoch wunderbar funktionieren kann."

"Mehr Kunst in der Schule!"

"Vom zweckfreien Spiel zum künstlerischen Denken" lautete das Thema des Festredners Professor Dr. Joachim Kettel, der an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe Kunstpädagogen/innen ausbildet und selbst als Künstler tätig ist. Kettel forderte darin die Bildungspolitik auf, der künstlerisch-ästhetischen Bildung von Kindern im Schulunterricht mehr Raum zu geben und dem Niedergang künstlerischer Entfaltung gegenzusteuern.
Der Auseinandersetzung mit Kunst kommen in einer Welt überbordender Bilderproduktion ganz besondere Aufgaben zu, sagte Kettel. Kunstlehrer sollten die "leiblich-sinnlich-kognitiven Fähigkeiten" von Kindern stärken und ihnen eigene praktische künstlerische Erfahrungen ermöglichen. Solche Impulse für das Bildungswesen benötigten zivilgesellschaftliche Partner, zum Beispiel Stiftungen.
Kettels Vortrag stand im Zusammenhang mit dem Projekt Kunst.Klasse., das die Stiftung Ravensburger Verlag in zweijährigem Turnus an Schulen für künstlerische Initiativen außerhalb des Regelunterrichts ausschreibt und mit etwa 90.000 Euro fördert.
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